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Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

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Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta, Ausstellungsansicht Neuer Berliner Kunstverein, 2021 © Foto: n.b.k. / Jens Ziehe

Shilpa Gupta

15. September 2021 – 21. Januar 2022


Showroom


Kuratorin: Michaela Richter


Shilpa Gupta untersucht seit über zwei Jahrzehnten Situationen, in denen die definitorische Macht von Staatsapparaten und anderen Strukturen, die das individuelle und gesellschaftliche Leben prägen, zum Tragen kommt. In ihrem umfangreichen Werk nutzt sie technisch aufwendige Installationen, Skulpturen, interaktive Videoprojektionen und Soundarbeiten. Als intermedial arbeitende Künstlerin fokussiert Gupta insbesondere auch auf partizipatorische Formate, die die Betrachter*innen Teil des Kunstwerks werden lassen.


Shilpa Guptas Ausstellung im Showroom des n.b.k. umfasst die erstmals in Deutschland zu sehende Installation Words Come From Ears (2018) sowie eine neue Version der Arbeit Untitled (Spoken poem in a bottle, seit 2018), in Kombination mit einem neuen Werk, das sich mit dem Erbe des Dichters Nâzım Hikmet auseinandersetzt. Poesie, die Politiken von Sprache sowie Definitionen von Legalität und Illegalität, Sicherheit und Zensur, Zugehörigkeit und Isolation sind wiederkehrende Themen in Shilpa Guptas Werk. Ihre neueste Arbeit ist dem Dichter Nâzım Hikmet gewidmet, der wiederholt wegen seiner Überzeugungen inhaftiert wurde und 1963 im Exil starb. Inspiriert von einem Gedicht Hikmets, in dem er von seinem Wunsch spricht, unter einer Platane in seinem Dorf in Anatolien (Türkei) begraben zu werden, hat Gupta Besucher*innen eingeladen, zur Vollendung eines Werks beizutragen, das Politik und Widerstand, zerbrochene Erinnerung und Gedenken reflektiert.


Die Arbeit Untitled (Spoken poem in a bottle) fängt das aufrüttelnde Potenzial von Sprache über die Stimmen von Dichter*innen ein, die wegen ihrer Überzeugungen und ihrer Schriften verfolgt wurden. In einem fortlaufenden Rechercheprozess hat Gupta diesbezügliche Inhaftierungen dokumentiert – Fälle in der Gegenwart und in der Vergangenheit (bis zurück ins 8. Jahrhundert), in denen Regime versuchten, die Position von Dichter*innen zu schwächen, indem sie ihren Wirkungsradius gesellschaftlich und politisch einschränkten. In ihrer Installation präsentiert Gupta Gedichte, die von ihr in Glasflaschen gesprochen und darin verschlossen wurden, in dem Wunsch, ihrem unerschütterlichen Glauben an die individuelle Stimme durch die Beharrlichkeit der Poesie Ausdruck zu verleihen. Mit Poesie wird der Anspruch von Machthabern untergraben, sich Sprache anzueignen oder diese zu dominieren – diese wird dem Individuum zurückgegeben und ein Nachdenken über die Reichweite von Vorstellungskraft, das Potenzial von Träumen und die Privatsphäre des Körpers angeregt. Die Arbeit bezieht unter anderem die Dichter*innen Nasīmī, Irina Ratuschinskaja, Yannis Ritsos, Wole Soyinka, Malay Roy Choudhury, Zeb-un-Nissa und die kürzlich inhaftierten Dichter*innen Dareen Tatour und Saw Wai ein. „Die Arbeit ist eine Reaktion auf die veränderten Situationen unter derzeitigen Regierungen, die immer restriktiver werden. Kritische Denker*innen werden inhaftiert und Angst wird als Mittel eingesetzt, um diejenigen zum Schweigen zu bringen, die das sagen, was man vielleicht nicht hören will“, so Gupta. Die in der Ausstellung gezeigten Werke sind Teil der fortlaufenden Arbeit For, In Your Tongue, I Cannot Fit: 100 Jailed Poets, die sich mit Bestrebungen befasst, Worte einzudämmen und die Mobilität von Schriftsteller*innen einzuschränken.


In Words Come From Ears (2018) kommt eine großformatige Fallblattanzeige zum Einsatz, wie sie in den Transitzonen von Flughäfen zu finden ist. Diese zeigt jedoch anstelle von Zeitplänen und Ortsverweisen einen sich schrittweise wandelnden poetischen Text von Shilpa Gupta an. Er verweist auf ein prekäres Warten im Limbo-Zustand, auf auferlegte Grenzen und den Willen, diese zu überschreiten – und thematisiert so das subversive Potential der Fortbewegung von Körpern und Ideen. Guptas Text behandelt sowohl damit einhergehende Prozesse von Sehnsucht, Aufbruch und Wandel als auch das Verhältnis von Sprechen, Hören, Sehen und Beobachtet-Werden. Indem sie geschickt das Konzept der Unlesbarkeit in Frage stellt, fordert Guptas Arbeit die Betrachter*innen heraus, angesichts der ephemeren Wörter und Sätze die eigenen Vorannahmen und Erwartungen zu hinterfragen, der Komplexität vermeintlich bekannter Narrative nachzugehen und das eigene Wissen und Erkennen als situiert und wandelbar zu betrachten. Sie initiiert auf diese Weise einen – wenn auch nur temporären – Wechsel der Subjektpositionen und regt ein empathisches Verständnis für Andere an, indem sie ihr Publikum aus einer angenommenen, objektiven Distanz zu politischen Apparaten und ihren Funktionsweisen herausholt.



Shilpa Gupta (*1976 in Mumbai) lebt und arbeitet in Mumbai, wo sie von 1992–1997 an der Sir J. J. School of Fine Arts Bildhauerei studierte. Einzelausstellungen u. a.: M HKA, Antwerpen (2021); Yarat Contemporary Art Center, Baku (2018); Kiosk, Ghent (2017); Kunstnemes Hus, Oslo (2014); Műcsarnok Kunsthalle, Budapest (2013); Museum voor Moderne Kunst, Arnhem (2012); Contemporary Arts Center, Cincinnati (2010); Lalit Kala Akademi, Delhi (2009). Guptas Arbeiten wurden darüber hinaus in Gruppenausstellungen in internationalen Institutionen und Museen gezeigt, u. a.: Bonnefantenmuseum, Maastricht (2020); Copenhagen Contemporary (2020); ZKM – Zentrum für Kunst und Medien, Karlsruhe (2019); Louisiana Museum of Modern Art, Humlebaek (2019; 2016; 2009); Museum of Modern Art, New York (2018); Hamburger Kunsthalle (2015); San Francisco Museum of Modern Art (2012); Centre Pompidou, Paris (2011); Serpentine Gallery, London (2008); Tate Modern, London (2001; 2003). Shilpa Gupta nahm u. a. an der Biennale Venedig (2019), Kochi Muziris Biennale (2018), Berlin Biennale (2014), New Museum Triennale (2009), Sharjah Biennale (2013) und Gwangju Biennale (2008) teil.